Montag, 2. Mai 2011

Bis wohin gelten Menschenrechte?

"Ich bin heute erst einmal hier, um zu sagen: Ich freue mich darüber, dass es gelungen ist, bin Laden zu töten."
Angela Merkels erste öffentliche Reaktion auf die Meldung, dass Osama bin Landen in Pakistan getötet wurde.

Darf sich eine Bundeskanzlerin über die gezielte Tötung eines Menschen freuen? Auch wenn es Osama bin Laden ist? Eine ethisch nicht leicht zu beantwortende Frage, dennoch hätte ich mir zumindest etwas mehr Zurückhaltung gewünscht.

Das Osama bin Laden - Drahtzieher der Anschläge vom 11. September, Anstifter zum tausendfachen Mord - schuldig war steht außer Frage. Das er ein abscheulicher Mensch war, der es sicher nicht verdient hatte in einer Villa in Pakistan seinen Lebensabend zu genießen, ebenso wenig. Aber hätte nicht auch er das Recht auf einen Prozess gehabt? Müssten nicht gerade die USA, die ihre eigene Werteordnung stets überall als Maßstab nehmen, darauf Rücksicht nehmen? Darf man einen Menschen, der tausende Tote zu verantworten hat, einfach erschießen? Ich finde jedenfalls der Tod eines Menschen, so abscheulich er auch gewesen sein mag, darf niemals Grund zur Freude sein (sagt übrigens auch der Papst, mit dem ich ansonsten eher selten einer Meinung bin).

Dabei ist es erst mal unerheblich ob es sich um eine "Kill Mission" gehandelt hat oder ob er bei dem Versuch der Festnahme erschossen wurde. Ich finde kein Mensch der Welt hat das Recht, sich über den Tod eines anderen zu freuen. Man mag vielleicht so etwas wie Genugtuung empfinden oder erleichtert sein...aber Freude ist ein von Ausdruck von Glückseligkeit und impliziert geradezu ein Lächeln oder Lachen. Ist es zum Lachen, dass ein Mensch getötet wurde?

Ich finde Angela Merkel hätte wesentlich differenzierter reagieren können. Man kann so ein Ereignis auch mit "Erleichterung zur Kenntnis nehmen" und durchaus nochmals anführen, was für ein schlechter Mensch bin Laden war. Dennoch hätte meiner Meinung nach auch die Anmerkung dazu gehört dass es Schade ist, dass Osama bin Laden nun damit nicht öffentlich in einem Gerichtsverfahren zur Verantwortung gezogen werden kann. Sie hätte viele angemessene Gefühle zum Ausdruck bringen können. Freude über eine Tötung jedoch irritiert mich extrem und ist im Übrigen auch nicht von den christlichen Werten, die sie und ihre Partei vertritt, gedeckt.

Ich finde die Verhaftung und Anklage von Osama bin Laden hätte viel mehr Genugtuung gebracht. Es hätte gezeigt, was die zivilisierte Welt von den Terroristen unterscheidet. Wenn man für die Menschenrechte kämpft muss man sich auch eingestehen, dass sie für alle Menschen der Welt gelten. Auch für die schlimmsten Verbrecher. Denn wer Ausnahmen zulässt widerspricht dem Grundsatz, dass alle Menschen gleich sind. Diese Grenze ist nicht verhandelbar. Keiner darf sich das Recht herausnehmen, einzelne Menschen davon auszunehmen, ansonsten wird Willkür Tür und Tor geöffnet.

5-7-9