Samstag, 5. März 2011

Alles Bio, oder was?!

Die Verbraucher wehren sich. Gegen die schlechte Informationspolitik der Regierung und der Mineralölkonzerne. Gegen den Zwang zum Umstieg. Gegen E10. Wie ich finde zurecht.

Lange wurde es angekündigt, wirklich interessiert hatte es niemanden. Dann war er auf einmal da, der Aufdruck "E10" auf der Zapfsäule. Im gleichen Zug wurde das gewohnte Super-Benzin auf das Preisniveau von Super Plus gehoben. Und der Verbraucher stand zunächst mal fragend an der Tankstelle: "Verträgt mein Auto das Zeug überhaupt?". 90% aller Autos sollen es vertragen. Bleiben 10% Restrisiko übrig. Klar, sich zu informieren ist nicht schwer, im Internet kann man alles nachlesen. Aber was machen die 33% ohne Internetanschluss? Und was bringt das Zeug eigentlich der Umwelt?

E10 wurde eingeführt aufgrund einer EU-Richtlinie. Bis 2020 hatte man sich verpflichtet, einen Kraftstoff mit 10% Ethanol einzuführen. Nicht mehr und nicht weniger. Man wollte in der EU unabhängiger vom Erdöl werden und der Umwelt etwas gutes tun. Das Deutschland aus der Richtlinie jedoch eine Verpflichtung mit Strafandrohung bei Unterschreitung einer Mindestabnahmemenge für die Mineralölkonzerne machte, war keine Idee der EU. Sie war hausgemacht. Dem Verbraucher wurde gar keine Zeit gelassen, sich an den neuen Kraftstoff zu gewöhnen oder sich mit seiner Verträglichkeit zu beschäftigen. "Tanke ihn, oder zahle drauf!" möchten einem die Preissäulen der Tankstellen entgegen rufen. Der Verbraucher reagierte mit Trotz - und zahlte drauf. Und E10 versauert in den Tanks.

Es wäre durchaus problemlos möglich gewesen, E10 zunächst ganz harmlos zusätzlich zu den bisherigen Kraftstoffen anzubieten. Ohne Strafen für die Mineralölkonzerne, falls eine Mindestverkaufsmenge unterschritten wird. Man hätte Super und E10 zunächst zum gleichen Preis anbieten können. Und dann erst mal ein Jahr warten und informieren können. Das jetzige Chaos wäre ausgeblieben. Ja, und was ist jetzt mit der Umwelt?

Der zugesetzte Ethanol wird aus Pflanzen hergestellt. Daher wird er gerne auch als Bioethanol bezeichnet. Die Idee dahinter ist, dass bei der Verbrennung dieses Bioethanols nicht mehr CO 2 entstehen kann, also die Pflanzen zuvor aufgenommen haben.
 
Im Grunde wäre die Klimabilanz also neutral. Wäre. Denn um die benötigte Pflanzenmenge zu erhalten wird Anbaufläche benötigt. Würde die Nachfrage nach Bioethanol wie von der EU und der Regierung gewünscht steigen, würden schnell neue Anbauflächen nötig werden. Die würden sicherlich nicht nur in der EU sondern irgendwie auf der ganzen Welt entstehen. Am Besten dort, wo die Löhne niedrig sind und man viel Platz hat. Am Besten in Lateinamerika, dort wächst Zuckerrohr besonders gut, welcher bestens zur Herstellung von Ethanol geeignet ist. Also würden Wälder gerodet. Getreidefarmen würden Zuckerrohrfarmen weichen. So'n bißchen Regenwald abholzen, stört doch keinen. Das Holz kann man auch noch prima verkaufen. Wer braucht schon Getreide für das Volk, die Industrienationen zahlen doch Bestpreise für den Zuckerrohr. Große Monokulturen benötigen zudem eine große Menge Düngemittel, sowie Schädlingsbekämpfungsmittel. Das die in Lateinamerika nicht unbedingt nach EU-Vorschriften ausgelegt sein müssen stört ja keinen. Muss ja keiner Essen das Zeug, kommt ja eh in den Tank. Immer feste drauf mit dem giftigen Zeug. Klingt das nach Umweltschutz? Ich finde nicht. Zudem würde so die Nahrungsknappheit noch zusätzlich gesteigert. Es wird eh schon viel zu viel angebaut, was gar nicht primär für den menschlichen Verzehr sondern z.B. als Viehfutter gedacht ist.

Hinzu kommt ein weiteres Argument gegen E10. Wer E10 tankt verbraucht mehr. Das ist Fakt. Ob es nun "nur" 2,5%, wie die einen sagen, oder gar 10%, wie die anderen sagen, sind ist dabei zunächst egal. Aber alle sind sich einig: der Verbrauch steigt, da Ethanol eine geringere Energiedichte als Benzin hat. Unterm Strich wird also Netto nicht wirklich mehr Benzin und damit Erdöl eingespart. Und das herkömmliche Super und Super Plus erscheint trotz dem höheren Preis attraktiver, macht man doch einen großen Teil des Mehrpreises durch den geringeren Verbrauch wieder wett.

Was waren die Ziele der EU-Richtlinie? 1. Umwelt schützen, 2. unabhängiger vom Erdöl werden. Das hätte man so viel einfacher haben können. Mit einem dicken Steuerbonus auf Hybrid- und Elektrofahrzeuge. Die Entwicklung der Fahrzeughersteller und Zulieferer in diesem Bereich hängt den heutigen Möglichkeiten weit hinterher. Warum? Entwicklung ist teuer. Sehr teuer. Die Firmen beginnen erst dann zu entwickeln, wenn sie erkennen, dass sich es hinterher finanziell für sie lohnt. Daran ist zunächst einmal nichts auszusetzen, so funktioniert unser Markt.

Die Politik hat jedoch die Möglichkeit, großen Einfluss zu nehmen. Indem sie Steuervergünstigungen anbietet. So macht sie es schon seit Jahren mit den Abgasnormen. Ein Fahrzeug, dass weniger Schadstoffe produziert, kostet weniger KfZ-Steuern. Die Folge ist, dass die Industrie in dieser Richtung ordentlich geforscht hat, denn der Schadstoffausstoß ist auf einmal Kaufargument geworden. Und es herrscht kein Stillstand, sondern die Normen werden immer weiter verschärft. Und immer kann die Industrie schritt halten. Und unsere Motoren werden immer Schadstoffärmer. Wegen eines Steuervorteils.

Würden jetzt Hybrid- und Elektrofahrzeuge auch mit einem ordentlichen Steuerbonus begünstigt, würden sie für den Verbraucher äußerst attraktiv werden. Die Nachfrage nach solchen Fahrzeugen würde steigen, der Kaufanreiz geweckt werden. Und die Industrie könnte ihr Entwicklungsdefizit endlich aufholen. Die Folge wäre 1. mehr Umweltschutz und 2. mehr Unabhängigkeit vom Erdöl. Ziel erreicht.

Nicht mehr "Bio"-Sprit tanken ist die Lösung. Insgesamt einfach weniger zu tanken führt zum Ziel.

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